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Donnerstag, 26. Februar 2009

Chun Jie - Das Frühlingsfest




In diesem Jahr begann das Chun Jie, das Frühlingsfest, das traditionelle chinesische Neujahrsfest, am 26. Januar. Das Datum richtet sich nach dem Mondkalender und verschiebt sich dadurch in jedem Jahr einige Tage vor oder zurück. Eine Woche lang wird mit den weit verzweigten Familienmitgliedern üppig gespeist, getrunken und xiu xi gemacht (ausgeruht). Hier in Fu Gong haben mir die Leute gesagt, dass nur die Han- Chinesen dieses Fest feiern. Andere sagen, alle Chinesen feiern dieses Fest. Ich habe das Glück an Chun Jie bei meiner chinesischen Freundin in der Provinzhauptstadt Kunming sein können. An dem Abend des 26. Januar, dem Neujahrsabend, feiern die meisten Chinesen zuhause mit ihren Familie. Diverse Verwandte kommen zu Besuch und man sitz bei einem ausgiebigen Abendessen zusammen. Es gibt besondere Chun Jie Gerichte, die es früher nur in dieser Woche des Frühlingsfestes zu essen gab, wie z.B. kleine Bällchen mit Sirupfüllung, ein speziell zubereiteter Fisch oder süßen Reis mit Gelantine. Heute soll man etwas neues anhaben, denn es kommt ein neues Jahr auf einen zu. Und viel rot wird verwendet, denn rot ist in China die Farbe des Glücks. Nachdem Essen passiert mal wieder das, womit ich mich wahrscheinlich nie richtig wohlfühlen werde: Alle setzten sich um den riesigen Flachbildfernseher und ab jetzt wird nur noch auf den Bildschirm gestarrt. Die Unterhaltungen beschränken sich nun auf Kommentare über die Darsteller im Fernsehen. Für mich ist das unglaublich langweilig, aber die Chiensen fühlen sich gut dabei. Ich schlafe irgendwann ein und wache erst um 24.oo Uhr von einem gigantischen Feuerwerk geweckt wieder auf. Ohne Unterbrechung leuchtet der Himmel über der 4,95 Millionen Stadt Kunming bis in den Morgen hinein. In den kleineren Städten schließen die Geschäfte in dieser Zeit und man muss sich einen ordentlich Vorrat ankaufen. Aber in den Großstädten fängt das Einkaufen in dieser Woche erst richtig an. Endlich hat man genügend Zeit, sich in den Geschäften umzusehen, die Kinder haben von ihren Verwandten kleine rote Umschläge mit Geldgeschenken bekommen, die ausgegeben werden wollen und auch touristische Attraktionen sind zu dieser Zeit zu gut besucht. Im Fernsehen wurde berichtet, das in diesem Jahr soviel wie noch nie zuvor während des Chun Jie konsumiert wurde. Das Land hängt voll mit rot- goldenen Pappfiguren, auf denen Schriftzeichen für „Glück“ oder „Wohlstand“ zu lesen sind. Dieses Jahr ist das Jahr des Rinds, also sieht man überall Rinder. An den Wohnungstüren und Häusern aus Papier und Pappe, als Statuen aus Bronze oder Gold, in der Werbung, einfach überall. (Es gibt 12 Tierzeichen, die in einer festgelegten Reihenfolgen nacheinander jeweils ein Jahr markieren. Dadurch kann ein Chinesen auch schnell feststellen wie alt man ist, wenn man ihm sein Zeichen nennt.)

Am 27. Januar fliegen Jin Jin, meine chinesische Freundin, und ich nach Chongqing (sprich: tschongtsching). Chongqing ist seit 1997 eine Regierungsunmittelbare Stadt, damals trennte sie sich von der Provinz Sichuan ab, eingemeindete einige der umliegenden Großregionen und wurde so zu einer eigenständige Verwaltungeinheit. Legt man die administrativen Stadtgrenzen zu Grunde ist Chongqing die größte Stadt der Welt, mit 32 Millionen Einwohnern. Die Fläche dieses Verwaltungsgebiets beträgt 82.403 Quadratkilometer. Zum Vergleich: Der Staat Österreich ist mit 83.871 Quadratkilometern kaum größer. Die Stadt erdrückt mich. Ein monströser Hochhausblock neben dem anderen, alles ist grau, die Häuser die Straßen, der Himmel. Es ist kalt und feucht wie im Winter in Deutschland. Menschenmassen ohne Ende. (Wie ich eben bereits erwähnte, ist um diese Zeit ganz China im Vergnügungswahn, da fast alle Ferien haben.) Der „Stadtkern“, wo wir uns befinden, liegt hoch in den Bergen. Der Smog kann auf Grund der Felswände nicht abziehen. In den fünf Tagen, die wir in Chonging verbrachten, sah ich nicht ein Fleckchen blauen Himmels. Mir ist vorher nicht bewusst gewesen, wie deprimierend sich das Fehlen eines blauen Himmels und der Sonne aufs Gemüt auswirken kann. Doch wir schafften es auch so, unsere gute Laune zu bewahren.


Den Transrapit gibt es auch hier und etwas sehr erfreuliches: Starbucks! Die Preise für einen Starbucks- Café sin
d in China niedriger als in Deutschland (allerdings können die Preise in Beijing oder Shanghai auch wieder den unseren gleichen). Ich genieße den Café sehr, denn wenn man in bei uns in Yunnan Café bestellt bekommt man meistens Zuckerwasser mit Milch und etwas Geschmack. Chongqing liegt am Jangtse, dort wo der Jialing in den gelben Fluss mündet. Diese zwei großen Flüsse verleihen der Stadt einen winzigen Hauch von Charm. Doch auch wenn Chongqing wahrscheinlich nie meine Lieblingsstadt auf dieser Welt werden wird, sind Jin Jins Verwandte um so herzlicher. Ich fühle mich hier in China einfach überall wohl, willkommen und zuhause. Auf dem Foto sind zwei Schwestern, ich und Jin Jin zusehen (von links nach rechts.) Übrigens essen die Chinesen garnicht so weitverbreitet und oft Hund, wie man das von Gerüchten her hört. Viele halten sich die Hunde als Haustieren und nur manchmal essen alte Menschen im Winter Hundefleisch, da es warm hält.


Die Küche von Sichuan (Chongqing) soll die am schärfsten gewürzte sein. Auch in Yunnan isst man vergleichsweise scharf, ich bin also schon einiges gewöhnt. Die Familie lässt aus Rücksicht auf mich fast alles Scharfe aus den vi
elen Gerichten, obwohl sie es sehr gerne essen. Der Versuch sie davon abzuhalten hat überhaupt keinen Sinn. Eine Tante, auch ich nenne die älteren Frauen Tante, schenkt mir eine Kette mit einem Anhänger aus Jade. Das rührt mich sehr, da es über die übliche Gastfreundschaft hinausgeht. Auf dem Foto bin ich zusammen mit einem Freund der Schwester von Jin Jin beim Hotpot essen und (natürlich) Bier trinken.

Was mein Chinesisch angeht bin ich am ersten Tag sehr frustriert. Hier wird ein anderen Dialekt gesprochen und ich habe das Gefühl wieder bei Null anzufangen. Aber auch Jin Jin versteht nicht alles was gesprochen wird.
An einem Tag fahren wir zu einem UNESCO Welterbe. Von buddhistischen Mönchen in die Felsen gehauene Figuren von Göttern und Kriegern. Sehr beeindruckend sind diese riesigen Gebilde, an den meisten haftet auch noch Farbe. Wir schauen uns auch die Tempel des Buddhismus und des Taoismus an.
An jedem Tag wird im Zuhause einer anderen Tante/ Onkel gegessen.
An einem anderen Tag laufen wir durch eine kleine Altstadt, in der noch traditionelle chinesische Holzhäuser stehen. Aber leider haben viele Chinesen die selbe Idee und ich befinde mich ein paar Stunden in dem größten Gedränge und Geschupse. Die Häuser werden jetzt nur noch als Verkaufsfläche für Handwerkserzeugnisse und verschiedene kleine Snacks genutzt. Die Abende verbringen wir in den besten Bars und Clubs von Chongqing. Hier wird sehr westlich gefeiert und die Mädels tragen kurze Kleidchen oder Röcke, was in Fu Gong ziemlich undenkbar wäre. Nach fünf Tagen bei den Verwandten packen wir unsere Sachen und nehmen den Bus nach Chengdu (sprich: tschengdu), der Provinzhauptstadt von Sichuan. 10,44 Millionen Einwohner leben in dieser Stadt, die sich neben Chongqing zum Wirtschaftszentrum Westchinas entwickelt hat. „China Daily“ zu folge, sei Chengdu die viert lebenswerteste Stadt (in China?). Ich kann diese Einschätzung nicht bestätigen. Zwar stehen an den Straßenrändern ein paar mehr Bäumchen, aber das Stadtbild gleicht ansonsten größtenteils dem von Chongqing. Jin Jin ist erkrank, weshalb ich die Stadt auf eigene Faust durchwandere. Der kleine Bruder des Vaters der Mutter von Jin Jin wohnt in Chengdu. Zusammen mit seiner Frau gehen wir Hotpot essen. Hotpot ist äußerst beliebt. In der Tischmitte befindet sich eine Instant Kochplatte, auf der ein großer, mit Brühe gefüllter Topf steht, ähnlich also wie bei unserem Fondue. Doch jetzt schmeißt man nacheinander oder gleichzeitig die verschiedenen Fleisch-, Fisch und Gemüsesorten in die kochende Brühe und angelt sich kurze Zeit später das Gewünschte heraus. Ein sehr geselliges Essen. Die Großeltern sind mir sympathisch. Im Gegensatz zu Jin Jins restlicher Familie sind sie eher arm und leben Bescheiden in einer kleinen Wohnung, die sich in einem heruntergekommenen Haus befindet. Doch das Abendessen, welches die beiden am folgenden Abend für uns in ihrem Heim zubereiten, ist mehr als reichlich und köstlich! Der Großvater besuchte vor 20 Jahren Deutschland und begrüßte und verabschiedete mich immer mit „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“.

Auf dieser Reise habe ich einen weiteren Teil dieses Landes kennengelernt. Fu Gong ist mein armes, glückliches Zuhause, Kunming ist eine lebenswerte Hinterland- Großstadt, Chengdu und Chongqing sind der Produktion und dem Konsum verschrieben.
Wenn ich den Reichtum in den Provinzhauptstädten sehe, kann ich kaum glauben, dass in dem selben Land, zur selben Zeit, sich Bauern mit Hacke und Schaufel einige Yuan im Monat erschufften.

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