Welcome to my new life, my second life! I hope you will enjoy discovering China together with me!

Dienstag, 16. Juni 2009


Im Mai nehmen Maike, einer der Deutschen unseres Projektes, und ich uns fünf Tage frei und fahren nach Dali. Dali liegt weiter südlich in Yunnan, mit dem Bus fahren wir insgesamt nur neun Stunden. Auf unserem Weg treffen wir mal wieder auf mehrere der „chinesischen Engel“, fremde Leute, die einem beim Finden einer versteckten Busstation oder der richtigen Stelle zum Aussteigen helfen. In Dali wohnen wir in einem Hostel, das einem Bekannten von Ed gehört. (Ed gehört zu dem Waisenkinder- Projekt, dass von Amerikanern, Kanadiern und Deutschen in Fu Gong geleitet wird.) Dali- eine chinesische Hippi- Stadt! Wir kommen spät abends an, die Straßen sind nur durch die Lichterketten in den Bäumen beleuchtet, uns empfängt eine entspannte, gemütliche Stimmung. Viele junge Leute, verhältnismäßig viele wai guo ren (Ausländer), die Mädels in langen Röcken, die Buben mit langen Haaren schlendern in der milden Abendluft oder sitzen in einer der Bars oder Cafés, in denen Live- Musik gespielt wird, während neben einem ein kleiner Bach plätschert, an dessen Seiten die Weiden ihre Äste schwingen. Auch wir holen uns gleich am nächsten Tag richtige Kleidung und leben dieses wunderbar leichte Stadtgefühl. Natürlich kommt verschönernd hinzu, dass wir eine Dusche benutzen können, wann immer wir wollen und dass es eine deutsche Bäckerei gibt, in welcher wir richtiges Müsli mit richtiger Milch und eine richtige Käsebrotstulle genießen können. An einem Tag besteigen wir zwei Pferde und reiten in die Berge, während unser dratiger Reitermeister nebenher läuft. Ich bin zum ersten Mal in der „Natur“ und schätze diese Freiheit sehr. Die Sonne brennt, der Staub fliegt und mein Heuschnupfen lebt sich aus, aber trotzdem haben wir großen Spaß und auch nicht zu wenig Adrenalinschübe, wenn die Pferdehufe auf den schmalen, steilen Wegen abrutschen. Wir werden reichlich belohnt für die Mühen: Ein Wasserfall, der zu dieser Jahreszeit wenig Wasser trägt, wird bestimmt immer zu einem der schönsten Plätze gehören, die wir jemals besucht haben werden. Eine kleine Oase, wie im Paradies, an der wir unsere Füße im eiskalten Wasser kühlen können, während wir von dem köstlichen Brot aus der Bäckerei essen. An einem anderen Tag suchen wir den nahegelegenen Er-Hai- Lake (See) auf. Nach einigen Komplikationen und mit der Hilfe, einer dieser „Engel“ finden wir dann auch die Stelle, an der man Kormoran- Fischen kann. Endlich wieder auf dem Wasser!! Unser Bootsführer gibt die ganze Fahrt über kreischende Klicklaute von sich, um die dressierten Vögel anzufeuern und anzulocken, wenn sie einen Fisch gefangen haben, der ihnen dann wieder aus dem Hals heraus gewürgt wird. Maike, ich danke dir für diese erfüllten, gelebten Tage! (Weißt du wo es voll gut riecht? Hahahahahh!)

Samstag, 2. Mai 2009

Anni Mama


So werden die Kinder hier getragen. Sehr praktisch, denn man kann alle Arbeiten mit dem Kind auf dem Rücken ausführen, wie z.B. Wäsche waschen oder Reis ernten.

Ich besuche Sarahs (Sabine) und Lindas Mittelschule in Lao Wo.


Zusammen mit Schülerinnen in Lao Wo


Und hier das seit langem gewünschte Foto eines Motos (und mir).



So sehen übrigens die Weltkarten in China aus!

Ein Picknick









Verwendung eurer Spendengelder!

Ich möchte allen meinen großzügigen Spendern noch einmal für ihre Unterstützung danken.
Die Gelder sind dem Baumhaus- Projekt übertragen worden. Mit den Spendengeldern wird unser Projekt hier in China mitfinanziert. Da es ein neues Projekt ist, ist es auf finanzielle Unterstützung (durch Spenden) angewiesen, um sich zu tragen und aufzubauen. Auch die Kosten, die auf Grund der Anwesenheit der Freiwilligen in China und die verwaltungstechnischen Aufgaben entstehen, werden zum Teil mit den Spendengeldern finanziert.

Informationen über meine Schule

La Jia Mu Di, Fu Gong, Yunnan, China

Meine Schule ist ein Internat, die Kinder kommen am Sonntagabend zu Fuß an und verlassen die Schule Freitagmittag. Insgesamt sind es ca.410 Schüler. Es gibt eine erste Klasse, eine dritte Klasse, vier fünfte Klassen und vier sechste Klassen. Das Fehlen einer zweiten und vierten Klasse ist darauf zurückzuführen, dass das Dorf, in dem die Schule liegt zu klein ist, um noch mehr Schüler aufzuweisen. Die Schüler der fünften und sechtsen Klasse übernachten in der Schule. Es schlafen ca. 30 Kinder in je einem Raum. Für mehr Schüler, deren Zuhause weiter entfernt liegt, gibt es keine Übernachtungsmöglichkeiten. Die Erst- und Drittklässler wohnen ganz zuhause und kommen jeden Morgen zur Schule.
Allerdings ist die Vergrößerung der Schule geplant: In einem neuen Gebäude, welches auf dem Schulgelände gebaut werden soll, sollen noch einmal etwa 400 Schüler untergebracht werden. Im November wurde der Bau der neuen Kantine fertiggestellt. In diesem Gebäude befinden sich Duschräume, die aber bis jetzt noch nicht fertig und zum Gebrauch bereit sind. Das Geld für diese Baumaßnahmen stammt von der Regierung und ist auf die Anwesenheit von den zwei Freiwilligen an dieser Schule zurückzuführen.

Zum jetzigen Zeitpunkt unterrichten 26 Lehrer an dieser Schule, Carl und mich eingeschlossen. Es werden die Fächer Chinesisch, Mathematik, Sport und Wissenschaft unterrichtet. Mit uns Freiwilligen sind die Fächer Englisch und Kunst hinzu gekommen.
Die Kinder haben also keine Vorkenntnisse der englischen Sprache.
Ich unterrichte alle fünften Klassen und die erste Klasse, jeweils zwei Stunden in der Woche.
Mir persönlich ist es wichtig, dass die Kinder Spaß an meinem Unterricht und an der Sprache haben, denn wenn ich mir vorstelle hier ausgewachsen zu sein, ohne viele Verbindungen zu einer anderen Welt, könnte man schnell die Lust verlieren, etwas zu lernen, was man (vermeintlich) doch nie gebrauchen kann. Und wie ich aus Rückmeldungen seitens der Lehrer und einiger Schüler erfahren habe, gelingt mir dies gut. Den Kunstunterricht beschränke ich auf meine erste Klasse und verbinde ihn mit dem Englischunterricht.

Die zehn Klassenräume sind alle mit Tafeln, Kreide, Stühlen bzw. Bänken, Tischen ausgestattet. Die Kinder haben Schulbücher und die fünften und sechsten Klassen sogar Englischbücher.
Die Bücher und Einschreibhefte werden vom Staat bezahlt.

Einschreibhefte für das Fach Englisch müssen von den Schüler selbst gekauft werden, wie uns gesagt wurde, da diese Kosten nicht von der Regierung übernommen werden. Das hieß, dass sie in ihre chinesisch Bücher schrieben. So konnten sie kaum Vokabeln nachschlagen.

Im Februar beantragten wir die Verwendung eines Teils unserer Spendengelder für Schulhefte. Unser Antrag wurde bewilligt.
Ich kann bereits positive Effekte erkennen, die durch die Hefte erzielt wurden. Die Schüler schreiben gewissenhafter und ordentlicher von der Tafel ab, da sie wissen, dass ihre Arbeit anschließende begutachtet wird. Ich sammle die Hefte nach jeder Stunde ein. Zum einen um zu vermeiden, dass die Hefte für andere Fächer benutzt werden, zum anderen um das Geschriebene zu loben bzw. gegebenen Falls zu berichtigen. Ich verbringe pro Unterrichtsstunde anschließend eine bis eineinhalb weitere Stunden mit dem Korrigieren der Hefte.
Außerdem kann ich beobachten, dass nun, da sie etwas in der Hand halten, ihr Interesse am ernsthaften Erlernen der englischen Sprache gestiegen ist.
Natürlich trifft dies nicht auf alle Schüler zu. Jedoch habe ich jetzt die Möglichkeit, schlechtere Schüler ganz konkret und individuell auf ihre Schwächen hinzuweisen. Gleichzeitig kann ich gezielt Verbesserungen loben, da die Schüler verstehen worum es geht.
(Bevor wir hier an diese Schule kamen, hatten die Kinder keinen Englischunterricht und somit auch keine Vorkenntnisse, mit deren Hilfe eine Verständigung möglich wäre.)

Die Lehrer verfügen jeder (oder zu zweit) über einen Computer, der von der Schule gestellt wird. Soweit wir wissen hat niemand Internet, außer Carl und mir. ( Wir haben den Anschluss organisiert, mit Hilfe eines Lehrer, und tragen die Kosten bis jetzt selber, wobei diese Kosten von der Organisation übernommen werden sollen.)
Es gibt kein Kopiergerät in der Schule. Die Examen werden entweder mit einem sehr altmodischen Druckgerät einzeln per Hand gedruckt. Jedes einzelne Examen wird unter eine per Hand geritzte Druckvorlage gelegt und dann wird schwarze Farbe mit einer Malerroller drüberstrichen.
Andere Lehrer fahren nach Fu Gong und lassen in einem der Copieshops kopieren. Ich kann nur vermuten, dass auch diese Kosten vom Staat übernommen werden.

Die Lehrer behandeln die Schüler sehr fair. Wir haben glücklicherweise bis jetzt noch kein Art von Missbrauch beobachtet. Nur einmal wurden drei Schüler mit einem dünnen Bambuszweig in die Kniekehlen geschlagen (zwei Schläge), während sie für alle sichtbar auf dem Schulhof standen.
Da auch die Lehrer hier in der Schule wohnen, herrscht unter ihnen eine befreundete Stimmung und ich habe das Gefühl hier in einer „großen Familie“ zu leben, mit vielen Brüdern und Schwestern.

Die Schüler bekommen mittags und abends je eine warme Mahlzeit, Reis mit Gemüse und einmal in der Woche auch Fleisch oder Tofu. Es schmeckt zwar nicht besonders, aber ist essbar.

Jeden Tag putzen und fegen die Schüler unsere Schule jeden Tag. Auch die Toiletten werden mit den bloßen Händen gereinigt. Leider habe ich noch nie Seife in der Nähe der Kinder gesehen.

Die Bettlaken werden in regelmäßigen Abständen unter Aufsicht einer Lehrerin gewaschen, die Schlafstätten sind aber trotzdem nicht sauber. Das liegt gewiss auch daran, dass die meisten Kinder nur eine Garnitur an Kleidung haben. Jetzt im Winter fehlt es vielen Kindern an warmer Kleidung. Nur sehr wenige tragen eine warme Jacke und feste Schuhe. Viele laufen in FlipFlpos rum (offene Sandalen).

Jedes Kind verfügt über eine Zahnbürste und man kann sie auch Zähneputzen sehen. Aber ich sehe viele dreckige Füße und Hände. Wunden sind oft noch mit Erde verschmiert, aber das macht nichts, wurde mir gesagt. Viele Kinder haben Warzen an den Händen.

Ich kann mir vorstellen, dass die Hygienesituation sich verbessert, wenn die Kinder die neuen Duschen benutzen.

Im November kam ein Ärtzeteam in die Schule und alle Schüler wurden gegen irgendeine Hautkrankheit geimpft. Haben die Kinder eine Erkältung oder Magenprobleme geben die Lehrer Medizin aus. Aber es gibt keine richtigen Arzt, der einen Blick auf die Kranken wirft. Allerdings würde auch die richtige Medizin nicht helfen, wenn die Kinder weiter ohne warme Kleidung und Schuhe herumlaufen.
Ich haben darüber mit einer Lehrerin gesprochen und sie sagte dazu, dass die Eltern der Schüler wenig „knowledge“ haben. Vielleicht hätte die Familien also irgendwie das Geld Schuhe zu kaufen, nur ist ihnen nicht bewusst, wie wichtig die warme Kleidung und angemessene Hygiene sind.

Anfang Dezember brachte ein Polizeiwagen eine Spendenladung „aus der großen Stadt“ (mehr wurde mir nicht gesagt), mit Bleistiften, Kinderbüchern, Kleidung und Schuhen. Jeder Schüler bekam entweder ein Paar Schuhe oder ein Kleidungsstück.

An unserer Schule gibt es niemanden, der Englisch sprechen kann, bis auf einen Lehrer, der die Sprache in Grundzügen beherrscht. Es war und ist für mich jeden Tag wieder aufs Neue eine Herausforderung mit den Menschen zu kommunizieren und nicht in Isolation zu verfallen. Mir ist es, wie es auch von chinesischer Seite bestätigt worden ist, sehr gut gelungen mich in unser Umfeld einzuleben und mit ihm zu kommunizieren.
Ich habe hier angefangen chinesisch zu lernen und besuche jeden Morgen den Unterricht der ersten Klasse, aber diese Sprache ist einfach zu fremd, als dass ich mich anfangs verständigen konnte. Doch dieses „Problem“ verringert sich jeden Tag, da ich mehr verstehe und sprechen kann und man die Abläufe in China immer besser einzuschätzen weiß.

Das heißt, so lange Schüler und Lehrer an dieser Schule sind, bin ich rund um die Uhr damit beschäftigt Englisch zu unterrichten, auch wenn das nicht immer in einem Klassenraum passiert, sondern in Gesprächen, während des Spielens mit den Kindern oder bei Arbeiten, die die ganze Schule zusammen erledigt, wie z.B. Baumaterialien wegtragen, den Hof fegen etc. Im Gegenzug bin ich ständig mit dem Erlernen der chinesischen Sprache beschäftigt, um den Austausch zwischen unseren Kulturen weiter zu verstärken. Ich wohne mit den Schülern und Lehrern eng zusammen. Meine Tür steht jeden offen und der Strom neugieriger Schüler und mein Interesse an ihnen bricht nie ab.

Zeitweise kann ich einige Schulstunden extra bekommen, um mit den Kindern englische Lieder zu singen. Doch da die Schüler von 7.00 Uhr morgens bis 21.00 Uhr abends Unterricht haben, kann ich dieses Projekt nicht durchgehend verfolgen.erstellt.

Die Lehrer wollen ebenfalls Englisch lernen. Einzelunterricht ist zu zeitaufwendig und eine gemeinsame freie Zeit aller Lehrer gibt es nicht. Also habe ich im Lehrerzimmer eine „English Wall“ eingerichtet. Jede Woche füge ich neue Themen und Vokabeln hinzu. Die Übersetzung auf chinesisch schreibe ich selber, wenn ich kann, oder frage eine Lehrerin. So kann jeder der will anfangen Englisch zu lernen. Ich sitze oft mit den Lehrer zusammen im Lehrerzimmer und kann während dieser Zeit bei der Aussprache der Wörter helfen.

Zehn Unterrichtsstunden sind für mich nicht viel, aber mehr Stunden können von den anderen Fächern nicht gestrichen werden. Ich habe mir also überlegt, wie ich mehr mit den Schülern machen kann. Da es in ihrer Freizeit stattfinden muss, sollte es kein Englischunterricht sein und ihnen trotzdem mehr Englisch beibringen. Also entschied ich mich fürs Singen. Die Weihnachtszeit bot sich für Christmas Carols an. Ich singe seit einem Monat jeden Abend mit jeweils zwei Klassen. In vier Tagen schaffe ich alle acht Klassen. Mit der ersten Klasse singe ich im Unterricht, da diese (genau wie die dritte Klasse) abends nicht in der Schule sind.

Ich habe ein eigenes Zimmer, welches mit einem Bett, Tisch und Stuhl ausgestattet ist. Morgens und mittags esse ich zusammen mit anderen Lehrer in der Kantine. Unser Essen ist sehr gut (es ist nicht das selbe Essen der Schüler). Noch gibt es keine Duschen, aber wie bereits erwähnt sind diese im Bau. Waschen kann man sich trotzdem mit Hilfe von Schüsseln auf dem Zimmer. Gegenüber der Schule hat eine Familie eine Dusche, bei der es auch warm Wasser gibt, wenn die Sonne scheint. Diese Dusche können wir für vier Yuan benutzen, wenn sie nicht kaputt ist.

Die Atmosphäre und allgemeine Stimmung an dieser Schule ist trotz der Armut eine fröhliche. Man nimmt was man hat und macht das beste daraus. Die Lehrer denken mit.
An Geld für große Bauprojekte für die Schule scheint es nicht zu fehlen, auch wenn die Ausstattung der Schule nicht besonders umfangreich ist. Aber ein wirklicher Mangel ist meiner Meinung nach die Kleidung und die Hygiene der Schüler.

Es fehlt den Menschen hier an Kontakt zur „Außenwelt“, wie sie selber formulieren.
Um diesen Kontakt herzustellen, würde ich gerne eine Partnerschaft zu einer Schule in Deutschland aufbauen. Dies soll ohne großen finanziellen Aufwand ablaufen, denn das Ziel dieser Partnerschaft soll kein ständiger Geldfluss sein. Dafür ist doch eher die Organisation oder die chinesische Regierung zuständig. Ich möchte, dass die deutsche Partnerschule Informationen (und damit auch Wissen) schickt. Man kann mit Landkarten, Büchern mit Bildern, Filmen, Fotos etc. beginnen, die von Kultur, Sport und Leben in Europa erzählen. (Ist das schon zu viel für die chinesische Regierung?)
Doch auch in die andere Richtung sollten Informationen vermittelt werden. Denn Fu Gong, Yunnan haben genauso viele interessante Aspekte. Über einen solchen Austausch kann die Verbindung der Länder gestärkt und der Umgang mit den jeweils anderen Verhaltensweisen trainiert werden.

Freitag, 27. Februar 2009

Die Kinder von dem kleinen Bruder meines headmasters Jonny singen ein Lisu Lied. In den Ferien war ich ein paar mal bei denen zu hause eingeladen.
Guangzhou und Hong Kong Holiday

Nach der Rückkehr aus Sichuan verbringe ich fünf Tage bei Jin Jin in Kunming. Die Wohnung ihrer Familie (Mutter, Vater und sie selber) liegt im obersten Stockwerk in einem von mehreren Häusern, die sich in einem abgesicherten Bereich befinden. Die Ein- und Ausgänge werden von Sicherheitsleuten bewacht, die stramm salutieren, wenn man vorbei fährt. Die Fußwege schlängeln sich vorbei an den Bäumen, Palmen, kleinen Flüssen und Pavillons. Es gibt sogar einen Swimming Pool. So leben die Chinesen, die mehr Geld haben. Frau Wan, Jin Jins Mutter, ist übrigens in der Partei. Am 6. Februar fliege ich mit sieben anderen Deutschen nach Guangzhou (Kanton). Die Stadt hat 9,49 Millionen Einwohner und ist die Hauptstadt der Provinz Guandong. Sie ist eine der bedeutendsten Industrie- und Handelsstandorte Chinas und wird auch „Fabrik der Welt genannt“. Unser polnischer Freund Mike ( siehe Blogeintrag zu Weihnachten) hat hier eine Wohnung, in der wir schlafen können. Sein japanischer Freund Minami holt uns vom Flughafen ab. Das Stadtbild Guangzhous erinnert mich ein bisschen an das von Chengdu. Doch ist es deutlich wärmer und die Luftfeuchtigkeit sehr hoch. Auch hier erahnen wir mehr als dass wir deutlich sehen könnten, die endlosen Hochhausblöcke in der smogerfüllte Luft. Wir werden am nächsten Tag den Zug nach Hong Kong nehmen. Von Guangzhou nach Shenzhen fährt ein hochmoderner, sauberer und pünktlicher Zug, an dem sich unsere Deutsche Bahn ein Beispiel nehmen sollte. In Shenzhen können wir zu Fuß die Grenze überqueren, wir brauchen nur den Schildern in Richtung Hong Kong zu folgen. Da die meisten von uns nur ein „One- Entry- Visum“ haben, werden wir uns ein neues Visum für China besorgen müssen. Das klappt auf der durchorganisierten Visa- Vergabestelle glücklicherweise ohne Probleme. Ich verbringe eine Woche in Hong Kong, in der ich bei einem ehemaligen Schulfreund wohne, der hier eine Ausbildung macht. Im chinesischen heißt Hong Kong „xiang gang“, was übersetzt so viel wie „duftender Hafen“ bedeutet. Bis 1997 war Hong Kong eine britische Kronkolonie und wurde dann vertragsmäßig an die Volksrepublik China zurückgegeben. Nach Deng Xiaoping, Chinas großem Reformer, sei es „Ein Land, zwei Systeme“, denn das demokratische, marktwirtschaftliche System Hong Kongs bleibt mindestens 50 Jahre bestehen. Hong Kongs Territorium erstreckt sich über die Mündung des Perlflussdeltas, auf eine Halbinsel sowie auf die 262 umliegende Inseln. Der britische Einfluss ist nicht zu verkennen. Ich habe in dieser Woche mein chinesisch nur zweimal angewendet. Die Häuser sind sehr viel „europäischer“ gebaut und natürlich gibt es Unmengen von „Ausländern“ und alle Produkte, die es in Europa zu kaufen gibt. Hong Kong schlägt mir vor den Kopf. So viele westliche Menschen, so brilliant und locker die Atmosphäre. Als wir am ersten Abend auf einer Dachterrasse zwischen Skyscrapern sitzen, bin ich einfach nur baff. So viel Wohlstand um mich herum! In Fu Gong kann man mehrere Familien eine Woche sehr ausreichend und gut ernähren mit dem Geld, das wir hier für einen Cocktail ausgeben. Und wieder einmal denke ich: Das gleichzeitig in einem Land?! Es ist eines von Chinas größten Problemen, die riesige Kluft zwischen Arm und Reich. Dies kann ich selber sehen und bestätigen. Ich habe mich in den letzten Monaten schon so sehr an mein anderes Leben gewöhnt, dass ich die alte Welt fasst vergessen hatte. Aber schon am nächsten Tag konnte ich die Dusche, aus der sofort heißes Wasser kommt, das Brot, die Pizza, die Leichtigkeit und Normalität genießen. An einem Tag fuhren wir mit einem Boot zur Lava Insel, die uns empfohlen worden war. Dort waren wir dann unserem Zuhause in China gleich wieder näher. Keine glänzenden Bauten und viele Chinesen. Unser Tipp- Geber hatte nicht wissen können, dass das für uns keine Attraktion mehr ist. Für Touristen ist es ganz interessant zu sehen, aber wir kennen das ja bereits. Wenn man auf der Hong Kong Island die Bahn hoch zur Victoria Peak nimmt, kann man manchmal, wenn der Smog nicht zu dicht liegt, auf die ganze Stadt schauen. Als im 19. Jahrhundert die Malaria in Hong Kong grassierte, war der Victoria Peak bevorzugtes Wohngebiet der Kolonialherren. Heute erreichen die Grundstückspreise am Peak astronomische Werte; je weiter man nach oben kommt, desto höher werden sie, so dass sich dort die reichsten Bewohner Hong Kongs angesiedelt haben. An einem Tag nahmen wir das Schiff nach Macao. Dort verbrachte ich einige Stunden alleine, wegen eines Passzwischenfalls ;) Macao ist eine ehemalige portugiesische Kolonie und wurde ebenfalls 1997 als zweite Sonderverwaltungszone in die VRC integriert. Die Haupteinnahmequellen von Macao sind der Tourismus, es gibt eine Reihe von Sehenswürdigkeiten aus der Kolonialzeit, und das Glücksspiel, welches hier legal ist. Ich schaute mir einige der wirklich eindrucksvollen Kirchen und alten Gebäuden an und spazierte am Hafen entlang. Dort sah ich dann wieder diese schlimme Armut, direkt neben den protzigen Kasino- Hotels. Diese Woche in Hong Kong war toll, aber in Fu Gong werde ich mich wieder an andere Bedingungen gewöhnen. Doch das ist zum Glück kein großes Problem und mit meinen chinesischen Freunden, Familie, fällt es garnicht schwer. Wir verbringen noch einige Tage in Guangzhou und kehren dann zurück. Von Kunming nehmen wir den Nachtbus nach Liu Ku. Ich bin froh wieder zuhause zu sein und ich stehe noch keine Minute in meinem Zimmer als meine Namensschwester Anni, sie ist acht Jahre halt, in meine Arme gelaufen kommt und ruft „ni hui lai!“ „du bist zurück gekommen!“ Das erwärmt mein Herz vor Freude...

Donnerstag, 26. Februar 2009

Chun Jie - Das Frühlingsfest




In diesem Jahr begann das Chun Jie, das Frühlingsfest, das traditionelle chinesische Neujahrsfest, am 26. Januar. Das Datum richtet sich nach dem Mondkalender und verschiebt sich dadurch in jedem Jahr einige Tage vor oder zurück. Eine Woche lang wird mit den weit verzweigten Familienmitgliedern üppig gespeist, getrunken und xiu xi gemacht (ausgeruht). Hier in Fu Gong haben mir die Leute gesagt, dass nur die Han- Chinesen dieses Fest feiern. Andere sagen, alle Chinesen feiern dieses Fest. Ich habe das Glück an Chun Jie bei meiner chinesischen Freundin in der Provinzhauptstadt Kunming sein können. An dem Abend des 26. Januar, dem Neujahrsabend, feiern die meisten Chinesen zuhause mit ihren Familie. Diverse Verwandte kommen zu Besuch und man sitz bei einem ausgiebigen Abendessen zusammen. Es gibt besondere Chun Jie Gerichte, die es früher nur in dieser Woche des Frühlingsfestes zu essen gab, wie z.B. kleine Bällchen mit Sirupfüllung, ein speziell zubereiteter Fisch oder süßen Reis mit Gelantine. Heute soll man etwas neues anhaben, denn es kommt ein neues Jahr auf einen zu. Und viel rot wird verwendet, denn rot ist in China die Farbe des Glücks. Nachdem Essen passiert mal wieder das, womit ich mich wahrscheinlich nie richtig wohlfühlen werde: Alle setzten sich um den riesigen Flachbildfernseher und ab jetzt wird nur noch auf den Bildschirm gestarrt. Die Unterhaltungen beschränken sich nun auf Kommentare über die Darsteller im Fernsehen. Für mich ist das unglaublich langweilig, aber die Chiensen fühlen sich gut dabei. Ich schlafe irgendwann ein und wache erst um 24.oo Uhr von einem gigantischen Feuerwerk geweckt wieder auf. Ohne Unterbrechung leuchtet der Himmel über der 4,95 Millionen Stadt Kunming bis in den Morgen hinein. In den kleineren Städten schließen die Geschäfte in dieser Zeit und man muss sich einen ordentlich Vorrat ankaufen. Aber in den Großstädten fängt das Einkaufen in dieser Woche erst richtig an. Endlich hat man genügend Zeit, sich in den Geschäften umzusehen, die Kinder haben von ihren Verwandten kleine rote Umschläge mit Geldgeschenken bekommen, die ausgegeben werden wollen und auch touristische Attraktionen sind zu dieser Zeit zu gut besucht. Im Fernsehen wurde berichtet, das in diesem Jahr soviel wie noch nie zuvor während des Chun Jie konsumiert wurde. Das Land hängt voll mit rot- goldenen Pappfiguren, auf denen Schriftzeichen für „Glück“ oder „Wohlstand“ zu lesen sind. Dieses Jahr ist das Jahr des Rinds, also sieht man überall Rinder. An den Wohnungstüren und Häusern aus Papier und Pappe, als Statuen aus Bronze oder Gold, in der Werbung, einfach überall. (Es gibt 12 Tierzeichen, die in einer festgelegten Reihenfolgen nacheinander jeweils ein Jahr markieren. Dadurch kann ein Chinesen auch schnell feststellen wie alt man ist, wenn man ihm sein Zeichen nennt.)

Am 27. Januar fliegen Jin Jin, meine chinesische Freundin, und ich nach Chongqing (sprich: tschongtsching). Chongqing ist seit 1997 eine Regierungsunmittelbare Stadt, damals trennte sie sich von der Provinz Sichuan ab, eingemeindete einige der umliegenden Großregionen und wurde so zu einer eigenständige Verwaltungeinheit. Legt man die administrativen Stadtgrenzen zu Grunde ist Chongqing die größte Stadt der Welt, mit 32 Millionen Einwohnern. Die Fläche dieses Verwaltungsgebiets beträgt 82.403 Quadratkilometer. Zum Vergleich: Der Staat Österreich ist mit 83.871 Quadratkilometern kaum größer. Die Stadt erdrückt mich. Ein monströser Hochhausblock neben dem anderen, alles ist grau, die Häuser die Straßen, der Himmel. Es ist kalt und feucht wie im Winter in Deutschland. Menschenmassen ohne Ende. (Wie ich eben bereits erwähnte, ist um diese Zeit ganz China im Vergnügungswahn, da fast alle Ferien haben.) Der „Stadtkern“, wo wir uns befinden, liegt hoch in den Bergen. Der Smog kann auf Grund der Felswände nicht abziehen. In den fünf Tagen, die wir in Chonging verbrachten, sah ich nicht ein Fleckchen blauen Himmels. Mir ist vorher nicht bewusst gewesen, wie deprimierend sich das Fehlen eines blauen Himmels und der Sonne aufs Gemüt auswirken kann. Doch wir schafften es auch so, unsere gute Laune zu bewahren.


Den Transrapit gibt es auch hier und etwas sehr erfreuliches: Starbucks! Die Preise für einen Starbucks- Café sin
d in China niedriger als in Deutschland (allerdings können die Preise in Beijing oder Shanghai auch wieder den unseren gleichen). Ich genieße den Café sehr, denn wenn man in bei uns in Yunnan Café bestellt bekommt man meistens Zuckerwasser mit Milch und etwas Geschmack. Chongqing liegt am Jangtse, dort wo der Jialing in den gelben Fluss mündet. Diese zwei großen Flüsse verleihen der Stadt einen winzigen Hauch von Charm. Doch auch wenn Chongqing wahrscheinlich nie meine Lieblingsstadt auf dieser Welt werden wird, sind Jin Jins Verwandte um so herzlicher. Ich fühle mich hier in China einfach überall wohl, willkommen und zuhause. Auf dem Foto sind zwei Schwestern, ich und Jin Jin zusehen (von links nach rechts.) Übrigens essen die Chinesen garnicht so weitverbreitet und oft Hund, wie man das von Gerüchten her hört. Viele halten sich die Hunde als Haustieren und nur manchmal essen alte Menschen im Winter Hundefleisch, da es warm hält.


Die Küche von Sichuan (Chongqing) soll die am schärfsten gewürzte sein. Auch in Yunnan isst man vergleichsweise scharf, ich bin also schon einiges gewöhnt. Die Familie lässt aus Rücksicht auf mich fast alles Scharfe aus den vi
elen Gerichten, obwohl sie es sehr gerne essen. Der Versuch sie davon abzuhalten hat überhaupt keinen Sinn. Eine Tante, auch ich nenne die älteren Frauen Tante, schenkt mir eine Kette mit einem Anhänger aus Jade. Das rührt mich sehr, da es über die übliche Gastfreundschaft hinausgeht. Auf dem Foto bin ich zusammen mit einem Freund der Schwester von Jin Jin beim Hotpot essen und (natürlich) Bier trinken.

Was mein Chinesisch angeht bin ich am ersten Tag sehr frustriert. Hier wird ein anderen Dialekt gesprochen und ich habe das Gefühl wieder bei Null anzufangen. Aber auch Jin Jin versteht nicht alles was gesprochen wird.
An einem Tag fahren wir zu einem UNESCO Welterbe. Von buddhistischen Mönchen in die Felsen gehauene Figuren von Göttern und Kriegern. Sehr beeindruckend sind diese riesigen Gebilde, an den meisten haftet auch noch Farbe. Wir schauen uns auch die Tempel des Buddhismus und des Taoismus an.
An jedem Tag wird im Zuhause einer anderen Tante/ Onkel gegessen.
An einem anderen Tag laufen wir durch eine kleine Altstadt, in der noch traditionelle chinesische Holzhäuser stehen. Aber leider haben viele Chinesen die selbe Idee und ich befinde mich ein paar Stunden in dem größten Gedränge und Geschupse. Die Häuser werden jetzt nur noch als Verkaufsfläche für Handwerkserzeugnisse und verschiedene kleine Snacks genutzt. Die Abende verbringen wir in den besten Bars und Clubs von Chongqing. Hier wird sehr westlich gefeiert und die Mädels tragen kurze Kleidchen oder Röcke, was in Fu Gong ziemlich undenkbar wäre. Nach fünf Tagen bei den Verwandten packen wir unsere Sachen und nehmen den Bus nach Chengdu (sprich: tschengdu), der Provinzhauptstadt von Sichuan. 10,44 Millionen Einwohner leben in dieser Stadt, die sich neben Chongqing zum Wirtschaftszentrum Westchinas entwickelt hat. „China Daily“ zu folge, sei Chengdu die viert lebenswerteste Stadt (in China?). Ich kann diese Einschätzung nicht bestätigen. Zwar stehen an den Straßenrändern ein paar mehr Bäumchen, aber das Stadtbild gleicht ansonsten größtenteils dem von Chongqing. Jin Jin ist erkrank, weshalb ich die Stadt auf eigene Faust durchwandere. Der kleine Bruder des Vaters der Mutter von Jin Jin wohnt in Chengdu. Zusammen mit seiner Frau gehen wir Hotpot essen. Hotpot ist äußerst beliebt. In der Tischmitte befindet sich eine Instant Kochplatte, auf der ein großer, mit Brühe gefüllter Topf steht, ähnlich also wie bei unserem Fondue. Doch jetzt schmeißt man nacheinander oder gleichzeitig die verschiedenen Fleisch-, Fisch und Gemüsesorten in die kochende Brühe und angelt sich kurze Zeit später das Gewünschte heraus. Ein sehr geselliges Essen. Die Großeltern sind mir sympathisch. Im Gegensatz zu Jin Jins restlicher Familie sind sie eher arm und leben Bescheiden in einer kleinen Wohnung, die sich in einem heruntergekommenen Haus befindet. Doch das Abendessen, welches die beiden am folgenden Abend für uns in ihrem Heim zubereiten, ist mehr als reichlich und köstlich! Der Großvater besuchte vor 20 Jahren Deutschland und begrüßte und verabschiedete mich immer mit „Guten Tag“ und „Auf Wiedersehen“.

Auf dieser Reise habe ich einen weiteren Teil dieses Landes kennengelernt. Fu Gong ist mein armes, glückliches Zuhause, Kunming ist eine lebenswerte Hinterland- Großstadt, Chengdu und Chongqing sind der Produktion und dem Konsum verschrieben.
Wenn ich den Reichtum in den Provinzhauptstädten sehe, kann ich kaum glauben, dass in dem selben Land, zur selben Zeit, sich Bauern mit Hacke und Schaufel einige Yuan im Monat erschufften.

Donnerstag, 15. Januar 2009


Im Steinwald.

Mittwoch, 14. Januar 2009



Yanni habe ich im Bus nach hause kennengelernt. Sie reiste mit ihren Eltern in Yunnan herum. Leider mussten sie am nächsten Tag schon wieder zurück nach Beijing. Dort macht sie Filme und wirkt an einem Klamotten- Label mit.
Zwischentreffen& Silvester in Kunming



Am 28. Dezember nehmen wir den Nachtbus nach Kunming, wo unser Zwischentreffen stattfinden soll.
Solche Nachtbusse sind bei den weiten Entfernungen hier sehr praktisch . Jeder Fahrgast hat ein schmales Bettchen, Kopfkissen und Decke. Letzteres war auf unserer Hinfahrt frisch bezogen, auf der Rückfahrt leider nicht mehr und die dreckige Decke ekelte mich anfangs, aber man gewöhnt sich an so vieles.

Um 6:30 Uhr morgens kommen wir in Kunming an. Geplant war, dass wir in einer Art Jugendherberge der Yunnan Universität schlafen sollten. Doch zu unserer großen Freude, hat die zuständige Dame die Nachricht unseres Kommens nicht erreicht und wir zogen in ein Hotel (mit heißem Wasser). Auch das weitere Programm dieser Woche fällt aus, bzw. existierte noch garnicht, da auf Entscheidungsebene nicht geklärt worden war, wer nun die Planung übernimmt. Also gestalten wir unser Programm selber.

Mit einer Reiseorganisation fahren wir zum „Steinwald“, der einige Stunden außerhalb Kunimngs liegt. Am liebsten wären wir auf eigene Faust dorthin gefahren und hätten uns den teuren Reiseleiter, der nicht wusste, dass wir seit drei Monaten hier leben und uns fast nur Sachen erzählte, die uns nicht neu waren, gespart. Nur leider fahren zu dieser Zeit (kurz vor dem Frühlingsfest) keine Züge in die gewünschte Richtung.
Der Steinwald ist sehr beeindruckend. Vor etwa 270 Millionen Jahren senkte sich hier das Meer ab und hinterließ diese Felsen. Der Witterung ausgesetzt, bekamen sie ihre heutige Form.

Auf dem Rückweg besuchen wir die „Caves“, unterirdische Höhlen und Wasserfälle.
Die Steinstufen rauf und runter, klettern wir durch mehrere große Höhlen und durch Gänge, die alle farbenfroh in orange, pink, grün und blau angeleuchtet werden, vorbei an kleinen Ständen, an denen Getränke und Souvenirs zu bekommen sind. In einer der Höhlen werden auf einer Bühne Tänze aufgeführt. Solche Grotten, Höhlen und Wasserfälle werden natürlich schnell langweilig... Und falls einem auf diesem Rundweg die Beine zu schwer werden, kann man sich ganz bequem in einer Sänfte herumtragen lassen.

Silvester verbringen wir in einer von Kunmings KTV- Bars (Karaoke- Bar) und Clubs und feiern ordentlich Party.

Ab dem 11. Januar bis zum 1. März haben wir Winterferien. Ich habe mich noch nie so wenig auf Ferien gefreut. Die Schule steht jetzt bis auf drei Lehrer leer, von denen nächste Woche auch noch zwei abreisen werden. Kein Lärm morgens um sieben Uhr und keine neugierigen Gesichter an meiner Zimmertür, kein „Goodmorning“- Gerufe, wenn ich über den Hof gehe und keine Lehrer mit denen man rumsitzen und chinesisch reden kann.

Im Moment ist Jannike bei uns und Carl und ich werden in diesen Wochen selber kochen. Dafür haben wir den Schlüssel der alten Kantine bekommen. Ein großes Glück auch, weil sich dort drinnen der einzige Wasserhahn befindet, der im Moment funktioniert.

Ich werde in den nächsten Wochen reisen, wohin steht noch nicht fest. Man hört Sichuan, Guangzho und Hongkong...

Dienstag, 13. Januar 2009

Weihnachten

Am Weihnachtsvormittag habe ich gleich drei Besucher auf einmal, während ich eigentlich mit Apeng bei dem Schulkoch zu hause Mittag esse. Auf der Rückfahrt hatte ich Leute aus Beijing kennengelernt, ein Ehepaar mit ihrer Tochter, die Filme macht. Sie hatten die Nacht in Fu Gong verbracht und wollten nun meine Schule und mich besuchen. Meine beiden anderen Gäste hatte ich kürzlich in Liu Ku kennengelernt. Einer davon war Mike, ein Polen der seit 10 Jahren in China lebt und Eigentümer einer Firma ist, die mit Holz und Stahl handelt. Der andere ein Chinese den ich auch irgendwie kennenlernte. Zusammen verbringen wir einen äußerst amüsanten Tag...

Als wir am Abend zu meiner Schule zurückkehrten und ich den Schulhof betrete, bin ich sehr berührt. Die vier Tannen in der Mitte des Hofes vor dem Lehrergebäude sind mit buntblinkenden Lichterketten geschmückt. Und das nur wegen Carl und mir...


In La Jia Mu Di feiert man heute das erste Weihnachtsfest. Ich hatte in Liu Ku eine Weihnachtsmannmütze gekauft. Der dicke Mu laoshi ist mit Abstand der niedlichste Weihnachtsmann, den ich je in meinem Leben gesehen habe. Irgendwann schreiben die drei Männer, mit denen wir uns unter anderen am besten verstehen, Carl und mir noch eine Weihnachtskarte.

Lindsay, dir vielen dank für das Päckchen! Ich bekam es grade an diesem Abend und habe mich sehr gefreut! Und Eddy, du hast mir ziemlich aus der Klemme geholfen...! Omilein, dein Packet habe ich einen Tag später bekommen! Alle stehen auf die Schoki!
Lisu- Fest- Party


Die größte Volksgruppe hier in Nu Jiang sind die Lisu. 96,9% der Lisu leben in Yunnan, wovon ein großer Teil christlichen Glaubens ist. Vom 20. bis zum 23. Dezember feiern die Lisu, und somit alle Menschen um sie herum, drei Tage lang das Koscha- Fest. In den größeren Städten werden auf Bühnen traditionelle Tänze aufgeführt und jeder trägt seine Tracht. Die Lisu unterteilen sich noch in verschiedene Lisu- Gruppen, weshalb man verschiedenfarbige Trachten auf den Straßen sehen kann, die alle die der Lisu sind. Die Traditionellste ist die blau- weiß gestreifte Tracht, die entfernt an Matrosenhemden erinnert.

Carl und ich verbringen diese Feiertage in Liu Ku, bei unseren Freunden. Die Stadt ist gefüllt mit den Menschen in ihren Trachten. Neben den Lisu, gibt es noch weitere Gruppen, wie z.B. die Bai oder die Yi. Wie stolz man sein kann, so eine Tracht zu tragen denke ich oft, wenn ich an den Frauen vorbeigehe.


Die Provinz Yunnan ist, wie andere Provinzen in China auch, in weitere Kreise unterteilt. Wir leben im Kreis Nu Jiang, dessen Hauptstadt Liu Ku ist. Nu Jiang ist die einzige autonome Lisu- Provinz. Deshalb liegt es nahe, das neu ins Leben gerufenen „First Session of Nu Jiang National Customs and Accessories Fe stival“ (einwandfreies Englisch) in Liu Ku zu veranstalten. Bei der großen Eröffnungsfeier sitzen wir in der ersten Reihe direkt vor der Bühne, zusammen mit der halben Lu Shui Yi Zhong (die Schule, an der unsere Freunde unterrichten), da wir (eher die Chinesen) ein Lisu- Lied singen. Eine atemberaubende Show! Traditionelle sowie moderne Tänze werden aufgeführt. Feuerwerk unterstreicht die abwechslungsreichen Kostüme, Trachten und Kleider, die Choreographie ist ein Augenschmauß.
Als die hohen Führer oben auf der Tribüne ihre Plätzen einnehmen, klatschen und schreien die Menschen unten auf dem Feld ausgelassen in Begeisterung. Das war neu für mich. Einigen wenigen politischen Persönlichkeiten zuzujubeln, als wären sie Popstars. Nach der Show tanzt man auf dem Feld in großen Kreisen Lisu- Tänze und an den Lagerfeuern wird „Frei- Schnaps“ ausgeschenkt.

An einem Abend landen wir mal wieder in der Disco und bleiben, bis alle Gäste gegangen sind und das Personal mit dem Aufräumen beginnt. Mit DJ Rock sitzen wir noch lange in der Sofa- Ecke, bei Kerzenschein (man hatte das Licht bereits aus geschaltet), Bier und frischem Popkorn. Ich wusste nicht wie oder ob ich überhaupt Weihnachten in diesem Jahr feiern würde. Also machten wir diesen Abend zu einem Weihnachtsabend und ich dachte schon es sei ein ganz entzückendes Weihnachten. Aber es kam noch besser.