Welcome to my new life, my second life! I hope you will enjoy discovering China together with me!

Montag, 1. Dezember 2008

28. September

Im Moment sitzen wir in einem öffentlichen Bus Richtung Liu Ku. Die Fahrt soll etwa 11 Stunden dauern (es werden 12 daraus) und
meine Tasche muss auf meinem Schoß Platz finden. Das wird anstrengend. Es gibt so viele Mofas wie Fahrräder auf den Straßen, wenn nicht sogar mehr. Oft sieht man die kleinen Kinder, die behütet auf den Armen ihrer Eltern in der Gegend herum geschleppt werden. Das Kind in China ist der Stolz jeder Familie, in ihm liegt die ganze Hoffnung, viel wird hineininvestiert, das Kind wird sich später um seine Eltern kümmern und nach deren Ableben ihren Seelen durch Verehrung Frieden und Ruhe schenken. Wir sind alle relativ ruhig und wortkarg. Es wird für uns allerhand getan und gleichzeitig werden Wunder erwartet. Zwischen den hässlichen neu gebauten Hochhäusern blitzt ab und zu noch ein alter Tempel oder ein traditionelles Haus hervor. Kurz bevor unser Bus Liu Ku erreicht, wird der Bus an einem Kontrollpunkt vor der Stadt angehalten. Man konnte nicht glauben, dass derart viele Ausländer (ganz 13) in einem Bus sitzen, Sehr verdächtig! Ein Offizier (heißen die hier auch so?) steigt in den Bus und will unsere Ausweise sehen. Doch Frau Wang und ihre Tochter reden und fuchtelt mir Papieren so lange, bis er sich mit einem Dokument von Frau Wang zufrieden gibt. Wir kennen es garnicht anders, als das man sich in sein Auto setzten kann, wann immer es einem beliebt und durch im ganzen Land umher tuckern kann, oder einfach weiter in ein anderes Land, wohin auch immer. Die Bewegungsfreiheit in China ist erheblich eingeschränkter. Um das (eigene) Land zu bereisen, benötigt man viele Dokumente. Außerdem muss man sich an seinem jeweiligen Aufenthaltsort bei der dortigen Polizei registrieren, innerhalb von 24 Stunden nach Ankunft. In Liu Ku wurden wir (natürlich) erstmal zum Begrüßungsdinner geführt. Diesmal auf Einladung der Behörde von Liu Ku. Ich musste erfahren wie tückisch diese mit Speisen beladenen schweren Drehscheiben auf den Tischen sein können. Denn wenn sie sich unter dem Gewicht nur schwer drehen lassen und auch noch glibschig sind, dann kann es passieren, dass man beim drehen mit der Hand abrutscht, womit man nicht gerechnet hat, und das Bierglas seinem Nachbarn über die Hose schüttet. Genau das ist mir passiert, und Martins Hose... Das Hotel ist wieder sehr gut. Nur bei Sabine (jetzt heißt sie Sarah, sa-bi-ne, sind irgendwelche schlimmen Wörter) und Linda hauste eine Maus, die in der Nacht auf Nahrungssuche gegangen war. Nachdem ich meine Wäsche im Waschbecken gewaschen hatte, ich wusste ja nicht, wann dazu das nächste Mal Gelegenheit war, und diese zum Trocknen aufgehangen hatte, kuschelte ich mich zwischen die weichen Hotelkisse, ein letztes Mal. Ach nein, weich war das Hirsekissen nicht.

29. September

Um 9:00 Uhr begann das Meeting. Damit hatte ich nicht gerechnet: Im Konferenzsaal des Hotels fanden sich die Führungspersönlichkeiten die mit unserem Projekt zu tun hatten ein. Darunter auch der Polizeichef des Kreises. Man begrüßte uns herzlich, stellte sich vor, dann stellten wir uns vor. Nachdem ein neunseitiges Manuskript von der Dolmetscherin vorgelesen worden war, wurden uns einige Verhaltensregeln mit auf den Weg gegeben. Herr Wang und Herr Hahl, stellvertretend für uns Freiwillige, unterschrieben den Vertrag. Ein ganz historischer Moment! Dann lernten wir die Schulleiter unserer Schulen kennen. Unser Master heißt Wang. Dies ist ein sehr verbreiteter Name in China. Er ist noch kleiner als ich. Neben Carl scheint er verloren zu gehen. Leider kann er kein Englisch und an unserer Schule gibt es keinen Englischlehrer der übersetzten oder stellvertretend sprechen konnte, so wie bei den anderen Teams. Und mein Chinesisch reichte nicht annähernd für eine Unterhaltung. Für ein paar Minuten kam die Dolmetscherin vorbei, die restliche Zeit verging unter Schweigen mit Blickkontakt und dem obligatorischen Kopfnick- Lächeln. Nach dem Meeting fühle ich mich ausgelaugt und würde am liebsten ein Schläfchen halten. Aber es ist mal wieder ein kleiner Festschmaus angesagt. Man wird geradezu genötigt so viel zu essen bis man platzt. Der Trick ist, einfach so zu tun, als esse man noch, niemals eine Pause machen!
Den restlichen Nachmittag verbringen mit ewiger Warterei. Gegen 17:00 Uhr steigen Jannik & Hanna, Eva & Meike und Carl und ich in einen kleinen öffentlichen Bus. Unser Gepäck muss oben aufs Dach geschnallt werden. Zusammen mit unseren Schulleitern beginnt nun endlich die letzte Etappe unserer Reise.



Die Landschaft am Nu Jiang entlang ist wunderschön: Links und rechts ragen die dunkelgrünen Berge steil nach hoch oben. Die tapferen Bauern dieser Gegend bebauen sogar diese steilen Berghänge. Der Nu jiang schiesst sprudelt durch diese Schlucht und macht seinem Namen alle Ehre. „Nu Jiang“ bedeutet „wütender Fluss“. Jedes Jahr nennt er hunderte Opfer die seinen. An seinem Ufer entlang windet sich die Straße. Ab und zu durchfährt man kleine Dörfer, in denen die Einwohner vor den Türen sitzen, Arbeiten nachkommen oder nur rauchen und Hunden, die aus dem Weg gehupt werden müssen. Gehupt wird hier im übrigen sehr viel, jedes mal wenn eine Kurve kommt, jedes mal wenn jemand am Straßenrand geht und wenn man in der Kurve überholt auch. Die Gesichter blicken gleichgültig dem Bus hinterher. Diese Gegend ist schon sehr arm. Das komischste sind die blankgeputzen Geschäftelchen neben den Müllbergen am Straßenrand. Fürs Geschäft macht man alles (sauber und ordentlich) und im eigenen Lebensraum nichts?! Wieso muss Armut denn immer mit Müll verbunden sein? Entlang der Straße wachsen 20m hohe Bambusplanzen, ihre Spitzen neigen sich schon wieder der Erde. So stehen sie in hübschen Grüppchen zusammen, neben Palmen und anderen Bäumen. Der Reis ist schon reif und seine Blätter ganz gelb. Mir gefallen diese Reisfelder am Besten, weil sie in eleganten Treppen an den Berg angeschmiegt sind.


Nach zwei Stunden erreichen wir Eva und Meikes Schule. Die Schüler und Lehrer stehen vor dem Eingang Spalier, das Gepäck wird den beiden von der Basketballmannschaft, die man unschwer an ihren rot- gelben Trikots erkennen kann, abgenommen.
Als unsere Fahrt weiter geht, bin ich furchtbar aufgeregt. Werden auch wir so herzlich empfangen?
Meine „Sorge“ ist unbegründet:

Links die Buben und rechts die Mädels stehen die Schüler die Eingangstreppe hinauf zur Begrüßung. Die etwas älteren Jungs tragen wichtig unser schweres Gepäck. Als wir die Treppe emporsteigen klatschen die Kinder, nach kurzer Zeit im Rhythmus, bis wir unsere Zimmer erreicht haben. Ich bin schrecklich verlegen und gerührt vor Freude und kann meine Tränen nur zurückhalten, weil ich nicht will, dass die Süßen denken ich sei traurig. Ein Mädchen lächelt besonders herzlich und traut sich mir in die Augen zu schauen. Der Master ( dieser Ausdruck kommt von dem Mathelehrer, der ein paar englische Worte kann) und der Mathelehrer, dessen Namen wir uns nicht merken können, fahren mit uns in einem „Moto“ in das nächste Dorf, natürlich, zum Essen. Ein Moto ist ein Mopet, das ein überdachtes Gestell hinten dranhängen hat, in dem Fahrgäste sitzen können. Also eine Art Taxi. Da nur schwer abzuschätzen ist, wie viel man bekommt, wenn man vor einen Kühlschrank mit Gemüse und Fleisch gestellt wird und gesagt bekommt wähle alles aus, was du essen möchtest, vor allem wenn man nicht weiß wie die Zubereitung von chinesischen Gerichten abläuft, bestellt man viel zu viel. Das war mir sehr unangenehm! Das Restaurant gehört zu der Sorte, die ich in Deutschland nie betreten hätte. So abgeranzt und ärmlich. Aber zu meiner Überraschung ist das Essen sehr gut. Hier ist eben alles anders. Außerdem freut man sich über den Tee und das Essen sehr, denn dann muss man nicht hungrig ins Bettchen gehen. Ich war sehr erleichtert als die Reste eingepackt und mitgenommen wurden. Anschließend wurde uns die Möglichkeit geboten in einem Hotel zu duschen. Wir wurden sogar gefragt, ob wir die ersten Nächte dort schlafen möchten und nicht in der einfachen Schulunterkunft. Ich lehnte wehemennt ab, denn ich konnte ir kein schöneres Zimmer als das meinige vorstellen! Das Hotel war sehr schäbig und dreckig. Die Duschen befanden sich im nach Abfällen und Urin stinkenden Innenhof. Drei Holzverschlagtüren, dahinter kleine einst weiß gefließte Räume, jetzt, sogar im dürftigen Glühbirnenlicht, gelblich bis braun bis schwarz. Der Uringeruch nahm noch mal zu. Wenn man noch keine Pilze hat, dann hereinspaziert! Da ich mein Handtuch vergessen hatte, konnte ich leider, oder vielmehr glücklicherweise, nicht duschen. Ich glaube nicht dass man in diesem Ding sauberer rauskommt, als man reingegangen ist. Carl wagte es trotzdem. Das Wasser sei wohl in Ordnung, nur gäbe es nie genug Seife um gegen den Gestank anzukommen. Ich sags ja!

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