Welcome to my new life, my second life! I hope you will enjoy discovering China together with me!

Montag, 1. Dezember 2008

Xiao Xiao he wo:

Am Samstag mittag werden die Schüler ins Wochenende entlassen. Jede Klasse steht in einer Reihe, alle Schüler anständig vor dem Flaggenmast, an dem die chinesische Flagge im Wind weht. Aber jetzt steht die Flaggenparade an. Übers Wochenende wird sie nicht sichtbar sein, erst am Montag wieder, wenn sie in der Parade hochgezogen wird. Ich stehe bei den Lehrer rum und gerate in eines dieser „wir wissen ein paar englische worte und du ein paar chinesische - Konversation“. Die junge Frau des Schulleiters kann ein paar Wörter und versteht noch mehr. Sie freut sich sehr, als ich ihr anbiete, ihren Wortschatz zu vergrößern. Als ich mitteile, dass ich heute in Fu Gong solche Schuhe kaufen will, wie sie welche hat, natürlich völlig ohne Hintergedanken, es bringt ja total Spaß mit Anpeng in der Gegend rum zu laufen, sagt sie, dass sie mir einen guten Laden zeigt und wir fahren los. Wunderbar! Während wir so durch die Stadt laufen, ich endlich mit trockenen Füßen (ich hatte ja nur diese Stoffschuhe und die Straßen sind vom Regen nass, was bedeutete auch meine Schuhe und Füße), erzählt sie mir von ihren zwei Zuhause. Das eine ist das Haus ihrer Mutter. Dort ist sie aufgewachsen. Allerdings sah es nicht immer so groß und gut gebaut aus wie heute. Man hatte in den Jahren an- und neubauen können. Ihre Mutter ist eine Geschäftsfrau, die mit Fleisch handelt. Sie hat fünf noch lebende Geschwister. Als sie, die Mutter, ein kleines Mädchen war, hatten ihre Eltern, die Bauern waren, viel zu wenig Geld für Kleidung, Medizin oder Ausbildung. Es sind also einmal zehn Geschwister gewesen, von denen vier gestorben sind. Ihr früher Tod ist auf die eben aufgezählten Mängel zurückzuführen. Xiaos Mutter kann auch heute nicht lesen oder schreiben und trotzdem läuft ihr Fleischhandel gut. Der dazugehörige Mann ist in diesem Jahr verstorben. Er war wahrscheinlich Alkoholkrank. Jedenfalls erzählte Xiao mir einmal, dass er viel zu viel getrunken hat und sein Körper deshalb kaputt ging. Von ihrem Vater kennt sie das Lied „Bella Ciao“, die chinesische Version. Es sei sein Lieblingslied gewesen. Ihr zweites Zuhause liegt ebenfalls in Fu Gong. Es ist das Haus der Eltern ihres Ehemanns. Xiao und Mu haben vor einem Jahr geheiratet, da war Xiao gerade 22 Jahre. Dieses zweite Zuhause ist ganz wunderbar! Mus Eltern sind zwei liebenwürdige alte Menschen, vom Leben gezeichnet. Der Opa, ja auf Liso heißt er auch Opa, wie bei uns, hat als Schneidezahn einen silbernen Bolzen im Mund und wenn er dann so freundlich lacht, dann sieht das sehr ulkig aus. Die Oma ist wunderschön! Aber leider hat sie irgendwas mit dem Magen und kann noch nicht mal mehr bis zur Kirche gehen, aber sie geht oft mit ihren langsamen Schritt in die Stadt, um irgendwas zu besorgen. Sie isst nur noch den Reisbrei und andere Kleinigkeiten. Wenn ich auf der Bank sitze und an einem ihrer gerösteten Maiskolben knabbere, dann spricht sie mit mir und will wissen, ob meine Mama mich anruft und wie alt meine Eltern und mein Bruder sind und ob ich meine Familie vermisse und ob ich denn auch eine Oma und einen Opa habe und ach, wie weit ich doch von zu hause weg sei! Und was bitte solle sie nur machen, sie kann kein englisch sprechen, wie soll sie denn nur mit mir reden? Leider spricht sie nur Liso, was heißt ich verstehe kein Wort von dem was sie sagt, denn die Worte sind nicht die des Hochchinesischen. Xiao und ihre Tanten müssen dann übersetzten. Auch der Opa würde gerne ein Gespräch mit mir führen, aber auch er spricht nur Liso. Ich habe mich geehrt gefühlt, als Xiao mir diese Worte von ihm übersetzte. Als erstes betritt man einen kleinen überdachten Hof. Hier werden die Speisen zubereitet, gekocht und gegessen. Rechts befindet sich die Feuerstelle. Ja hier wird noch über dem offenen Feuer gekocht. Drumherum stehen Hocker und Kochtöpfe und Kessen. Dahinter liegt der Hühnerstall, das heißt es stehen zwei Holzverschläge an der Mauer mit Hühnern drin. Geradeaus steht ein großer Holzklotz auf dem ein Brett liegt. Auf ihm wird Hackfleisch gehackt, Fleisch und Gemüse klein geschnitten, alles mit einem großen, schweren Hackebeil. Auf der linken Seite neben dem Hackklotz steht ein Schränkchen, in dem das Geschirr steht. Ach ja, einen Kühlschrank habe ich auch gesehen, allerdings im Wohnzimmer. Das eigentliche Haus liegt hinter der beschriebenen Szenerie. Außen, auf der Seite auf die man blickt, wenn man durch das Eingangstor tritt, führt eine Treppen in den zweiten Stock. Die Außentreppen sind hier der traditionelle Baustil. Xiao und Mu gefällt er nicht besonders. Für ihr Traumhaus, auf das sie sparen, wurde ich gebeten unser Haus aufzuzeichnen, mit Treppen innerhalb des Hauses, der Räume. Im ersten Stockwerk, das in Deutschland und auch nur in Deutschland Erdgeschoss heißt, befinden sich zwei Schlafzimmer, das Wohnzimmer, in dem der Fernseher ohne Unterbrechung läuft und ein Zimmer, das sowohl Waschküche und Gemüse- und Obstlager und Toilette und Dusche gleichzeitig ist. Die Dusche ist ein deutsches Fabrikat, wie ein Aufkleber stolz verkündet. Die Lebensmittel liegen auf der einen Seiten in Regalen, auf der anderen Seite steht die Waschmaschine. Die sehen hier anders aus: es ist eine offene Sache, die die Wäsche einfach nur ein bisschen im Wasser rumdreht. Dahinter ist ein gefließtes Loch im Boden, die Toilette. Darüber hängt die erwähnte Dusche, welche sehr gut funktionieren soll! Und der Boden ist bedeckt mit Plastikschüsseln und Metallschalen. Wenn es draußen heiß ist, herrscht hier drinnen eine angenehm feuchte Kühle. Durch das Fenster kann der Nachbar bequem reinschauen, denn die Verpackungen, sie einmal als Sichtschutz an die Scheiben gepappt wurden, hängen müde herunter. Im oberen Stockwerk sind weitere Schlafzimmer. So ein Schlafzimmer ist übrigens auch nicht uninteressant. Es ist bis an die Decke vollgestopft mit Zeug, das meiste sind Kleidungsstücke und andere Stoffsachen. Quer durch die Zimmer sind Leinen gespannt, auf denen auch Kleidung herunter hängt, man kann also nicht wirklich bis ans andere Zimmerende gucken. Das Zimmer von Xiao und Mu ist dagegen ziemlich „kahl“, dafür hängen an den Wänden Fotos der beiden an ihrem Hochzeitstag. Auf diesen Bildern erkannt man die zwei kaum wieder! Kitschig und gestellt, aber irgendwie sehr niedlich! Herrlich gemütlich ist dieses Zuhause, ich liebe es hier! Mu hat noch mindestens zwei Schwestern. Mindestens, weil man weiß ja nie, wer da noch so ankommen wird. Die beiden haben Kinder, die auch hier wohnen. Auf einem meiner Fotos kann man eine Tochter in ihrer Liso Kleidung sehen!An einem Nachmittag sitzen wir Frauen an dem kleinen Tisch in der „Küche“ und machen Jiaozi. Die kann man ungefähr mit Tortolini (wie schreibt man das?) vergleichen, nur dass sie viel aufregender sind und besser schmecken. In kleine, runder Teigfladen füllt man zum Beispiel etwas Hackfleisch mit Schnittlauch, faltet das ganze und drückt die Seiten so fest, dass sie nicht mehr aufgehen. Ich wurde während unserer Beschäftigung die ganze Zeit für meine hübschen Jiaozi gelobt. Es hat unglaublich viel Spaß gemacht mit den Frauen um den Tisch zu sitzen und diese Dinger zu formen.



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